Tether, der größte Stablecoin-Anbieter, vermeldete für das erste Quartal 2025 einen Gewinn von über einer Milliarde US-Dollar und hält den Großteil seiner Reserven in US-Staatsanleihen. Trotz des Gewinns sank das Eigenkapital und der Bargeldbestand blieb mit 0,04% des Gesamtvermögens überraschend niedrig, was Fragen zur Liquiditätsstrategie aufwirft.
Der weltweit größte Stablecoin-Anbieter, Tether, hat seinen Finanzbericht für das erste Quartal 2025 veröffentlicht. Das Unternehmen gibt an, über 120 Milliarden US-Dollar in US-Staatsanleihen investiert zu haben und einen Gewinn von über einer Milliarde US-Dollar in diesem Quartal erzielt zu haben. Gleichzeitig zeigt der Bericht laut protos.com jedoch einen überraschend niedrigen Bargeldbestand auf.
Weiterhin offenbart der Bericht einen Rückgang des Eigenkapitals (Vermögen abzüglich Verbindlichkeiten) um fast 1,5 Milliarden US-Dollar – mehr als der ausgewiesene Gesamtgewinn. Dies war zudem das erste Quartal nach Tethers Verlegung des Firmensitzes nach El Salvador.
Tethers Reserven bestehen zum größten Teil aus US-Staatsanleihen: knapp 100 Milliarden US-Dollar an direkten Investitionen und weitere 20 Milliarden US-Dollar indirekt über Geldmarktfonds und Rückkaufvereinbarungen. Zusätzlich hält Tether diverse andere Anlagen, darunter über 6,5 Milliarden US-Dollar in Edelmetallen, 7,6 Milliarden US-Dollar in Bitcoin (BTC) und 4,4 Milliarden US-Dollar in "sonstigen Anlagen". Bemerkenswert sind auch die 8,8 Milliarden US-Dollar an "besicherten Krediten". Protos.com hinterfragt in diesem Zusammenhang die Hintergründe dieser Kredite.
Ende 2022 hatte sich Tether verpflichtet, die "besicherten Kredite in den Reserven auf Null zu reduzieren". Trotz des weiterhin bestehenden Kreditvolumens deklarierte Tether dies als Erfolg, indem die Kredite als "Überschussreserven" eingestuft wurden. Diese Kategorisierung basierte darauf, dass Tether mehr "Überschussreserven" als besicherte Kredite aufwies.
Seitdem ist das Volumen der besicherten Kredite weiter angestiegen und übersteigt nun das Eigenkapital von Tether International. Das bedeutet, dass besicherte Kredite wieder als Teil der Reserven von Tether gelten.
Das vielleicht bemerkenswerteste Detail des Berichts ist jedoch der geringe Bargeldbestand und die niedrigen Bankeinlagen von Tether. Mit lediglich 64 Millionen US-Dollar, was nur 0,04 % des Gesamtvermögens entspricht, deutet dies darauf hin, dass Tether alternative Wege nutzt, um schnell auf liquide Mittel zuzugreifen und Rücknahmen zu bearbeiten.
Tether verzeichnete im vergangenen Jahr ein kontinuierliches Wachstum und steigerte sein Gesamtvermögen von etwa 82 Milliarden US-Dollar auf fast 150 Milliarden US-Dollar. Die Verbindlichkeiten, hauptsächlich ausstehende Token, stiegen ebenfalls von circa 79 Milliarden US-Dollar auf 143 Milliarden US-Dollar. Tethers Eigenkapital wuchs von etwa 2,4 Milliarden US-Dollar auf 5,5 Milliarden US-Dollar, ist jedoch von seinem Höchststand von 7 Milliarden US-Dollar gesunken.
Die hohen ausgewiesenen Gewinne ermöglichten Tether eine schnelle Diversifizierung der Investitionen über verschiedene Branchen und Regionen hinweg. Diese Investitionen sind breit gefächert und umfassen Rechenzentren, Fußballvereine, Agrarkonzerne, Satellitenunternehmen, Zahlungsunternehmen und vieles mehr. Eine der bedeutendsten Investitionen ist die Übernahme von Adecoagro, einem lateinamerikanischen Agrarkonglomerat. Es wird spekuliert, dass Tether dies im Rahmen seiner Tokenisierungsstrategie, möglicherweise unter Verwendung der eigenen Hadron-Plattform, nutzen möchte.
Andere Investitionen und Partnerschaften, wie die mittlerweile beendete Mining-Partnerschaft mit Swan, führten zu Rechtsstreitigkeiten. Tether investierte außerdem in Rumble, eine Video-Streaming-Plattform, die mit Donald Trump Jr. kooperiert. Das Unternehmen arbeitet weiterhin eng mit seinem größten Verwahrer, Cantor Fitzgerald, zusammen, obwohl der ehemalige Chef der Firma, Howard Lutnick, eine Position als Handelsminister unter Donald Trump angetreten hat.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Tether weiterhin wächst, investiert und sich zu einem immer wichtigeren Akteur im globalen Finanzsystem entwickelt.